11.03.1933 - Der Warenhaussturm

11.03.2024

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Der Warenhaussturm

Der sogenannte Warenhaussturm am Sonnabend, dem 11. März 1933 in Braunschweig war eine von der nationalsozialistischen Führung des Freistaates Braunschweig initiierte Gewaltaktion gegen „jüdische Kaufhäuser“, die von SA- und SS-Mitglied Friedrich Alpers und NSDAP-Innenminister Dietrich Klagges organisiert und von SA und SS unterstützt bzw. durchgeführt wurde.

Kaufhaus Adolf Frank um 1899 Der „Warenhaussturm“ stellte – kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 – eine erste, wenn auch verdeckt inszenierte Aktion gegen Juden in Braunschweig dar. Von ihr betroffen waren im Wesentlichen die Kaufhäuser Adolf Frank (Schuhstraße 28, Ecke Stephanstraße 1), das genau gegenüber gelegene Karstadt sowie das Bekleidungsgeschäft Hamburger & Littauer am Kohlmarkt.

Zwei Tage zuvor, am 9. März, war diesem Ereignis bereits eine Aktion gegen die örtliche SPD vorausgegangen, bei der das Volksfreund-Haus, das Redaktionsgebäude der SPD-Zeitung, durch die SS besetzt wurde. Dabei wurde nicht nur die Inneneinrichtung zerstört, sondern es kam zu erheblichen Gewaltexzessen gegen Personen, wobei ein Mitarbeiter erschossen wurde.

Vorbereitung und Inszenierung Bearbeiten Am Vormittag kündigte Alpers in der Gaststätte „Stadt Helmstedt“ den dort versammelten SS-Angehörigen eine „Aktion gegen jüdische Geschäfte“ an. Die SS sollte dazu in Zivil erscheinen, um nicht als SS erkannt zu werden. Ziel sei es, das Ganze als spontanen Ausbruch des Volkszorns zu inszenieren, in der Hoffnung, bisher Unentschlossene mitreißen zu können. Anschließend solle alles „den Kommunisten“ in die Schuhe geschoben werden.

Ablauf Bearbeiten Am späten Nachmittag des 11. März 1933 fand gegen 17:00 Uhr ein Platzkonzert der SA auf dem Kohlmarkt statt, dem eine größere Menschenmenge lauschte. Auf ein vereinbartes Zeichen jedoch strömte eine Anzahl (überwiegend männlicher) „Zivilisten“ plötzlich vom Kohlmarkt in die nahe gelegene Schuhstraße zu den Kaufhäusern Adolf Frank und Karstadt. Bei beiden Häusern, insbesondere bei Frank wurden zahlreiche große Schaufensterscheiben mit mitgebrachten Steinen eingeworfen, während andere „Zivilisten“ die Geschäftsräume stürmten, die Inneneinrichtung zerstörten und dabei auch Kunden misshandelten.

Da Klagges vor der Aktion den Kommandeur der Braunschweiger Schutzpolizei Selle telefonisch angewiesen hatte, seine Leute aus dem Bereich um den Kohlmarkt fernzuhalten und die Aktion nicht zu behindern, erschienen von Passanten, Anwohnern und Kunden alarmierte Einheiten auch erst, als die überfallartige Aktion schon längst vorbei war.

Die Menschenmenge hatte sich teilweise wieder auf dem Kohlmarkt eingefunden und lauschte erneut dem Platzkonzert der SA. Nach kurzer Zeit erschien Alpers in Begleitung des NSDAP-Bezirksleiters des Freistaates Kurt Schmalz. Alpers stellte sich vor die Menge und rief zu Ruhe und Ordnung auf und verurteilte das Vorgefallene, für das er „kommunistische Ruhestörer“ verantwortlich machte. Anschließend verstreute sich die Menge, nicht ohne vorher noch beim direkt am Kohlmarkt gelegenen Bekleidungshaus Hamburger & Littauer ebenfalls etliche Schaufensterscheiben einzuwerfen.

Ein Sohn Gustav-Elias Forstenzers, eines der beiden Inhaber des Kaufhauses Adolf Frank, machte verbotenerweise kurz nach dem Überfall Fotos von den Zerstörungen. Zur Beseitigung der Schäden mussten die Kaufhäuser einige Zeit geschlossen bleiben.